Die Tribüne im Hirschbachtal

Im Hirschbachtal in der Oberpfalz wurde 1937 ein Teilmodell des Deutschen Stadions im Maßstab 1:1 errichtet. Es bestand aus fünf Rängen, die im Probemodell mit unterschiedlichen Neigungswinkeln ausgeführt wurden, um die Sichtverhältnisse zu ermitteln.

Historische Aufnahme

Die Stelle bei Oberklausen war für dieses Projekt ausgewählt worden, weil der Berghang genau den gleichen Neigungswinkel aufwies wie die Zuschauerränge des auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg geplanten Stadions. Die entlegene Gegend hatte zudem den Vorteil der besseren Geheimhaltung. So waren bis zu 400 Arbeiter Tag und Nacht damit beschäftigt, am sogenannten Stockbühl den Wald zu roden, Erdmassen zu bewegen, Fundamente zu zementieren und Holzaufbauten zu zimmern. Ein Zehntel des in Nürnberg projektierten Stadions entstand bei Oberklausen in Originalgröße, mit insgesamt mehr als 42.000 Sitzplätzen. Im März 1938 sollen Hitler und Speer sich einen Eindruck vom Baufortschritt verschafft haben.


Tribüne im Hirschbachtal

Als das Dritte Reich in Trümmern lag, mußte auch das Nazibauwerk verschwinden: Auf Geheiß der US-Militärregierung wurden die Holzaufbauten abgebrochen. Heute ist der Hang wieder mit einem lichten Kiefernwald bewachsen. Dazwischen findet man hunderte von Betonsockeln mit Armierungseisen und an den Absätzen der Ränge grosse Betonblöcke.

Tribüne im Hirschbachtal
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Die Holzaufbauten wurden nach dem Krieg demontiert und zum Wiederaufbau des kleinen Ortes Achtel benutzt, der zum Kriegsende bei Kämpfen fast vollständig zerstört wurde.

Das Deutsche Stadion in Nürnberg sollte mit einer Länge von 540 Metern, einer Breite von 225 Metern und einer Fassadenhöhe von 82 Metern die größe Sportarena der Welt werden. Das Spielfeld entsprach nicht den olympischen Maßen. Nach den Erinnerungen Albert Speers ignorierte Adolf Hitler die Normen, da er überzeugt war, daß die olympischen Spiele künftig ausschließlich in Deutschland stattfinden würden. Grundsteinlegung für den Monumentalbau war am 9. Juli 1937. Doch die Arbeiten kamen nicht voran. Die Baugrube lief voll Wasser und bildet heute den Silbersee am Dutzendteich in Nürnberg.

Weitere Infos finden sich in dem Buch "Kulissen der Gewalt", Centrum Industriekultur Nürnberg, Hugendubel Verlag, München, 1992

Tags: Nürnberg, Parteitagsgelände