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Einsatzhafen Dedelstorf

Im Jahr 1935 pachtete die deutsche Luftwaffe ein größeres Gelände (rund 188ha) nördlich der Gemeinde Dedelstorf, um dort einen Fliegerhorst einzurichten. Der Bau begann 1936, gleichzeitig mit dem einer Luftwaffen-Siedlung im nahegelegenen Hankensbüttel. In einem zweiten Bauabschnitt wurde von 1938 bis März 1939 u.a. die Rollbahn und das Kasino ("nur vom Feinsten") errichtet. Während dieser Bauphase wurden zeitweise bis zu 1.000 sog. "Fremdarbeiter, also meist Zwangsverpflichtete, eingesetzt. 1937 bekam das Gelände einen eigenen Gleisanschluß, der 1941 nochmals erweitert wurde.

Luftbild vom Herbst 2005, im Vordergrund das ehem. Flugfeld
Das Offizierskasino um 1957Einsatzhafen Dedelstorf -  das Kasino heuteEinsatzhafen Dedelstorf - Luftschutzkeller unter dem KasinoEinsatzhafen Dedelstorf -  Kamin im KasinoEinsatzhafen Dedelstorf - getäfeltes Zimmer im Kasino 

Vor dem Krieg waren zahlreiche, unterschiedliche Verbände in Dedelstorf stationiert, meist nur für kurze Zeit zu Schulungszwecken. Geübt wurde hauptsächlich der Bombenabwurf auf dem Übungsplatz Ehra-Lessin. Der Horst selber verfügte nur über wenige Flugzeuge, die hauptsächlich zu Verbindungszwecken eingesetzt wurden. Hierbei handelte es sich u.a. um Fw-56, Go-46 und He-36. Anders sah es bei den kurzzeitig stationierten Einheiten aus, die hier jeweils kurz stationiert waren: KG 152 (Ju-52, Do-11), KG 26 und KG 27 (He-111, Fw-56, Go-46), SKG 162 (Ju-88, Hs-123) und v.a.. Mit Beginn des Krieges wurden Einsätze natürlich wichtiger als Übungen, so das dieser Betrieb immer mehr abnahm. Zwischen 1940 und 1943 wurde der Platz nur noch von einem einzigen Geschwader (KG 27) für Übungen angeflogen. Die Horstkompanie verließ Ende 1941 Dedelstorf. Der Standort wurde nun von den unterschiedlichsten Verbänden genutzt, meist jedoch nur als Unterkunft. Unter diesen Einheiten waren u.a. Fallschirmjäger und NSFK-Segelflugschulen - aber auch ein Landesschützenzug, eine Bekleidungskammer und Sonderkommandos.

Einsatzhafen Dedelstorf - Werfthalle/Hangar

Neben kleineren Angriffen gab es auch zwei größere - am 15.März 1945 durch eine B-17 und am 4.April 1945 durch dreizehn B-17 der USAF. Zu dieser Zeit bestanden noch große Pläne - man wollte eine für die neuen Düsenjäger geeignete Rollbahn bauen und hatte mit den Arbeiten auch bereits begonnen. Eingesetzt waren hierfür hauptsächlich jugoslawische und italienische Kriegsgefangene aus dem STALAG X D Wietzendorf.

Einige Anlagenteile wurden von den deutschen Truppen Anfang April 1945 gesprengt, ebenso die auf dem Platz vorhandenen Maschinen. Nach der Räumung wurde so ziemlich alles geplündert, was noch zu gebrauchen war.

Einsatzhafen Dedelstorf - Munitionsbunker

Am 14. April 45 erreichten amerikanische Truppen Dedelstorf, am 25. d.M. wurde der Platz unter alliiertes Kommando gestellt. Die britische RAF nutzte den Platz nun als Basis für eigene Flugzeuge. Auch nach dem Ende des Krieges blieb Dedelstorf zunächst britischer Militärflugplatz, vor allem für die 3rd, 33rd und 56th Squadrons der RAF (122nd/123rd Wing). 1948 wurde ein Leitstrahlsender installiert, der den zurückkehrenden "Schokoladenbombern" der Lüftbrücke den Weg nach Fassberg wies. Ab 1947 nutzte auch eine Abteilung der Royal Engineers das Gelände. Im selben Jahr entstand hier auch das "DP-Lager", hauptsächlich für Flüchtlinge aus dem Baltikum. Die letzten Flüchtlinge verließen das Lager Dedelstorf 1951. Von 1950 bis 1954 nutzten eine Diensthundeschule und einige andere Verbände der Polizei Teile des Kasernengeländes, 1951 bis 1957 auch Verbände des Bundesgrenzschutzes.

Nach Wiedereinführung der Wehrpflicht wurden 1956 die ersten Bundeswehr-Truppenteile (Panzerbataillon 1) in der Richthofen-Kaserne stationiert. Der Flugplatz wurde zum Standortübungsplatz, auf den Trümmern der Munitionsbunker wurde ein Übungsdorf erbaut. Nach der Schließung der Kaserne im Jahr 1994 wurden diese Gebäude gesprengt und restlos beseitigt.

Einsatzhafen Dedelstorf - WacheEinsatzhafen Dedelstorf - Bunker der WacheEinsatzhafen Dedelstorf - VermittlungEinsatzhafen Dedelstorf - VermittlungEinsatzhafen Dedelstorf - FeuerwehrEinsatzhafen Dedelstorf - MG-StandEinsatzhafen Dedelstorf - ZellentraktEinsatzhafen Dedelstorf - Arrestzelle

Im äußersten Norden des Areals war in mehreren Bauphasen eine Standort-Munitionsniederlage entstanden, die zusammen mit der Kaserne geschlossen wurde. Sie war eines der niedersächsischen Korpdsdepots und zeigt beispielhaft sehr schön die verschiedenen Munitionsbunker-Generationen der Nachkriegszeit.

Einsatzhafen Dedelstorf - Munitionshaus  in der Munitionsniederlage
Einsatzhafen Dedelstorf - Munitionshaus  in der MunitionsniederlageEinsatzhafen Dedelstorf - Munitionshaus  in der MunitionsniederlageEinsatzhafen Dedelstorf - Munitionshaus  in der MunitionsniederlageEinsatzhafen Dedelstorf - Munitionshaus  in der MunitionsniederlageMunitionsniederlage - Schuppen und WacheLöschwasserzisterne der Munitionsniederlage

Heute wird die Liegenschaft zivil genutzt, fast die gesamte ehem. Rollfeldfläche bzw. die Freifläche des ehem. Übungsplatzes ist jetzt ein riesiges Kartoffelfeld - hier soll einmal ein künstlicher See entstehen. Das Kasernengelände wird zum Teil landwirtschaftlich genutzt, einige Gebäude sind zu Wohnhäusern und Gewerberäumen umgebaut worden, ein Teil steht noch leer. An den nördlichen Bahndamm und die Schießstände erinnern nur noch ein paar Wälle im Wald. Auf dem Areal des ehem. Munitionsdepots werden die Bunker teilweise als Kartoffelkeller genutzt.

Wir danken der heutigen Verwaltung für die freundliche Genehmigung und Versorgung mit Informationen.

Quellen (Auszug):
- Chronik des Standortes Dedelstorf
- Unterlagen des Nieders. Landesamtes für Ökologie
- COMBAT CHRONOLOGY OF THE US ARMY AIR FORCES
- Public Record Office, Bestand AIR 26/505
- versch. Zeitungsartikel
- Aussagen von Zeitzeugen und Anwohnern
- http://www.ww2.dk

Tags: Kaserne, Depot, Luftwaffe